Wollte man ein Buch schreiben, in dem alle Eigenschaften stehen, in denen der letztjährige Kreisklassenmeister Wülfershausen besser war, käme ein ganz dicker Wälzer dabei heraus: Einsatzwille, Zweikampfverhalten, Spielwitz, Kampfgeist, Kondition und und und... Nirgendwo hatten die Gäste Vorteile.

Wäre man zynisch, könnte man auf Hirschfelder Seite allenfalls die Chancenverwertung anführen. Denn während die Grünweißen nur zwei klare Möglichkeiten versemmelten, waren es auf Seiten von Wülfershausen mindestens deren sechs. Man darf also über das recht knappe Ergebnis noch froh sein.

Dabei fing die Partie noch relativ gut an. Eine Flanke von Jannik Lutz touchierte die Latte (3.) und die ersten Spielminuten hatte Hirschfeld leichte Vorteile. Dies sollte sich aber schnell ändern. Als Maximilian Wächter das Leder nicht aus der Gefahrenzone klären konnte, wackelte zweimal hintereinander das Gebälk. Nach einer Flanke von links setzte zunächst ein Stürmer der Heimelf die Kugel per Kopf an den rechten Pfosten. Beim Nachschuss musste dann der linke Pfosten dran glauben (15.). Bei diesem Angriff hatten die Gäste schon viel Glück. Hier hätte Wülfershausen in Führung gehen müssen.

Nicht nur bei dieser Aktion war die Abwehrschwäche bei schnellen Kontern über außen zu erkennen. Die Hirschfelder Viererkette stand gegen die pfeilschnellen Stürmer des Gastgebers viel zu hoch und hatte dadurch oft das Nachsehen.

Hinzu kamen die vielen Ballverluste im schwachen Mittelfeld der Grünweißen. So hätte dies bereits in der 18. Minute ins Auge gehen können als sich Wülfershausen das Leder sicherte und mit einem langen Ball auf links die ganze Defensive der Gäste aushebelte. Der Flanke folgte eine Direktabnahme, welche an die Latte krachte.

Zunächst konnte sich Hirschfeld dann etwas stabilisieren ohne jedoch selbst Torgefahr auszustrahlen. Die wenigen Freistoßmöglichkeiten wurden kläglich vergeben. So war es wieder mal ein leichter Ballverlust und ein schneller Konter, der die ganzen Probleme im Hirschfelder Spiel aufzeigte. Auch diesmal rettete nur die Latte (40.).

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Nicht nur einmal musste Christian Bollstetter in höchster Not klären.

Zwei Minuten vor dem Seitenwechsel standen dann die Gäste zumindest auf dem Zettel als Jannik Lutz eine Ecke von Michél Knaup über das Tor köpfte. Dann durfte aber wieder die Heimelf ran. Quasi mit dem Pausenpfiff musste Keeper Medet Aydin einen Freistoß an den Pfosten lenken sonst wäre das höchst überfällige 1:0 doch noch im ersten Durchgang drin gewesen.

Offensichtlich war die Pause für die Halbzeitansprache von Trainer Jürgen Reisinger viel zu kurz. Denn besser wurde es nicht. Einziger Lichtblick war der eingewechselte Benedikt Amend, der ein paar gute Szenen hatte.

So legte der Youngster seinem Teamkameraden Michél Knaup den Ball schön auf. Doch der gute Wülfershäuser Torwart Leon Baum machte seinem Namen alle Ehre und streckte seine Arme wie Äste nach dem Ball (50.). Nach der fälligen Ecke wurde das Spielgerät zunächst abgewehrt. Michél Knaup kam wieder zum Schuss und fand seinen Meister erneut im jungen Keeper der Heimelf.

Während die Angriffe des Gastgebers immer schnell und zielgerichtet waren, verzettelte man sich auf Hirschfelder Seite eher in Zweikämpfen und vergaß den Torabschluss. Dominik Zahn setzte Stürmer Philipp Kutzenberger gut in Szene. Doch der verspielte das Leder ehe es gefährlich werden konnte (58.).

Die bis dahin beste Szene der Gäste gab es bei einem Freistoß von Michél Knaup zu sehen. Philipp Kutzenberger platzierte einen Kopfball flach ins rechte Eck. Doch Leon Baum parierte in Weltklassemanier (62.). Ein Treffer der Grünweißen hätte das Spielgeschehen allerdings völlig auf den Kopf gestellt.

Dann musste die Heimelf die Unterstützung Hirschfelds in Anspruch nehmen, damit man endlich den Bann brach. Während sich im Sturm Jannik Lutz und Philipp Kutzenberger noch anmeckerten, weil man sich nicht einig war, lief die Wülfershäuser Angriffsmaschinerie gleich wieder auf Hochtouren. Die mangelhafte Zweikampfführung der Hirschfelder Hintermannschaft kam der Heimelf natürlich auch noch Recht und Jacob Schmitt bedankte sich mit einem unhaltbaren Flachschuss ins linke Eck (64.). Das 1:0 lag da ja schon länger in der Luft und war mehr als hochverdient.

In der 70. Minute hätten es die Grünweißen noch einmal spannend machen können. Benedikt Amend flankte von links auf den langen Pfosten. Michél Knaup versuchte sich im Torschuss. Doch Torwart Leon Baum zeigte sich erneut unbezwingbar.

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Spielführer Daniel Walter blieb wie der ganze Rest recht blass und hatte wenige gute Aktionen.

Dann war wieder auf der anderen Seite die Zeit der Großchancen angesagt. Erst musste Dominik Zahn auf der Linie klären (75.). Dann bügelte Keeper Medet Aydin einen kapitalen Bock von Michél Knaup aus als er gleich zweimal hintereinander hervorragend parierte (77.).

Eigentlich müsste eine erfahrene Mannschaft wie Hirschfeld das Auslassen bester Möglichkeiten durch den Gegner bestrafen. Doch selbst die Hochkaräter finden nicht den Weg ins Tor. Als sich Jannik Lutz gut durchsetzte und Sandro Hemmerich auflegte, schaffte dieser es nicht, den Keeper zu überwinden. Dabei war diese Möglichkeit aus elf Metern die Riesenchance zum Ausgleich.

So zappelte der Ball halt noch einmal im Hirschfelder Netz. Die Defensive konnte das Spielgerät ein ums andere Mal nicht aus der Gefahrenzone klären und Marco Nöth bedankte sich mit dem längst überfälligen 2:0 (87.). Spätestens jetzt war die Messe gelesen. Schiedsrichter Rene Kohl ließ die Grünweißen nicht mehr allzu lange leiden und pfiff fast pünktlich ab.

Die kommenden Wochen sollten sich vor allem die etablierten Kräfte einmal hinterfragen. Das was so manch einer auf dem Rasen abliefert, ist nicht kreisligatauglich. Insbesondere im Mittelfeld besteht offensiv wie defensiv viel Verbesserungsbedarf. Zwar wäre nun etwas Zeit, zumindest die konditionellen Mängel aufzuholen. Aber es ist ja nicht umsonst zwei Spieltage frei, denn einige Spieler gehen erst einmal in den Urlaub. Ob sich gegen Angstgegner Stammheim wieder alles zum Guten wendet, muss deshalb leider stark bezweifelt werden.

Aufstellung:
Medet Aydin, Maximilian Wächter, Mario Knaup, Dominic Zahn, Christian Bollstetter, Manuel Wächter, Michél Knaup Kevin Ehmer, Daniel Walter, Jannik Lutz, Philipp Kutzenberger, Einwechselspieler: Sandro Hemmerich, Benedikt Amend

Vorschau:
TSV Heidenfeld/Hirschfeld II – FV Dingolshausen II, Sonntag, 20.08.17, 13:00 Uhr (in Heidenfeld)
TSV Heidenfeld/Hirschfeld II – TV Obertheres, Sonntag, 03.09.17, 13:00 Uhr (in Hirschfeld)
DJK Hirschfeld – SV Stammheim, Sonntag, 03.09.17, 15:00 Uhr